Kaltenkirchen

Im August 1944 wurden über 500 männliche Häftlinge des Konzentrationslagers Neuengamme in Güterwaggons der AKN (Eisenbahngesellschaft Altona– Kaltenkirchen– Neumünster) zum Außenlager Kaltenkirchen gebracht. Ein bereits bestehendes Barackenlager der Luftwaffe in Nützen im Ortsteil Springhirsch diente ihnen als Unterkunft. Die Häftlinge wurden beim Ausbau eines Flugplatzes für die Luftwaffe eingesetzt. Die Start- und Landebahn sollte für ein neues düsengetriebenes Jagdflugzeug verlängert werden. Die Belegungsstärke schwankte aufgrund des ständigen Austausches von „arbeitsunfähigen“ Häftlingen gegen andere Gefangene aus dem Stammlager Neuengamme.

Die ohnehin schwere körperliche Arbeit bei mangelhafter Ernährung wurde auf täglich elf Stunden ausgeweitet. Die Zahl der Todesfälle stieg. Es sind 192 Tote bekannt, nach Aussagen Überlebender kamen aber deutlich mehr Menschen zu Tode. Aufgrund des ständigen Ersatzes der ins Stammlager Neuengamme zurücktransportierten Häftlinge kann die genaue Zahl jedoch nicht mehr ermittelt werden.

Am 17. April 1945 ließ die SS das Außenlager räumen. In Güterwaggons gepfercht, wurden die Häftlinge in das Auffanglager Wöbbelin bei Ludwigslust transportiert.

Lagerführer war zunächst SS-Hauptsturmführer Otto Freyer, anschließend SS-Hauptsturmführer Bernhard Waldmann, beide waren von der Wehrmacht in den KZ-Dienst versetzt worden. Die personelle Stärke der Wachmannschaft, die von Luftwaffensoldaten gestellt wurde, schwankte zwischen 58 und 84 Wachmännern bei der Räumung des Lagers.

Zeitraum

August 1944 bis 17. April 1945

Anzahl der Häftlinge

500 Männliche Gefangene

Art der Arbeit

Ausbau eines Militärflugplatzes

Auftraggeber

Luftwaffe

Ort

Lagerfriedhof: „Gräberstätte für Kriegsgefangene und KZ-Opfer“ an der Landesstraße 210, etwa 3,5 km vom Stadtzentrum Kaltenkirchens entfernt.

KZ-Gedenkstätte: Am ehemaligen Lagergelände im Ortsteil Springhirsch der Gemeinde Nützen, unmittelbar an der Bundesstraße 4 zwischen Quickborn und Bad Bramstedt.

Gedenkstätte

Nach Kriegsende wurden die Lagerbaracken zunächst als Flüchtlingsunterkünfte genutzt. Anfang der 1970er-Jahre wurden alle Gebäude abgerissen. Die „Gräberstätte für Kriegsgefangene und KZ-Opfer Moorkaten“ liegt abseits auf dem Gelände des ehemaligen Bundeswehrübungsplatzes Kaltenkirchen. Nachdem sich die Stadt Kaltenkirchen 1977 entschlossen hatte, diesen Ort angemessener zu gestalten, konnte ein Jahr später die Gräberstätte in ihrer heutigen Gestaltung eröffnet werden. Dies wurde vor allem durch die Arbeit zweier internationaler Jugendcamps des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge ermöglicht.

Bereits 1979 erschien eine von Gerhard Hoch erarbeitete Dokumentation über die Geschichte des Außenlagers. Doch erst Mitte der 1990er-Jahre wurden die ersten Gebäudereste des Außenlagers entdeckt. Nach umfangreichen Freilegungsarbeiten konnte 2000 durch Bürgerengagement eine Gedenkstätte am historischen Ort eröffnet werden, die zwei Jahre später um eine in einem Containergebäude untergebrachte Dauerausstellung ergänzt wurde. 2008/2009 wurde ein weiteres, etwas größeres Containergebäude auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte aufgestellt, in dem sich seitdem die Dauerausstellung befindet. Dieser Gebäudekomplex wurde 2017 um einen Eingangsbereich und 2021 um ein weiteres Ausstellungsgebäude erweitert. Außerdem sind auf dem Gelände Gedenksteine des Bildhauers Ingo Warnke zu sehen, die sich mit verschiedenen Aspekten des KZ-Alltags auseinandersetzen. Eine drehbare Steinsäule kennzeichnet den Ort des ehemaligen Appellplatzes.

Die KZ-Gedenkstätte Kaltenkirchen, die seit ihrem Bestehen fortlaufend erweitert wird, befindet sich in der Trägerschaft eines Vereins, der zu seinen Mitgliedern neben zahlreichen Einzelpersonen den Kreis Segeberg, Städte und Gemeinden der Region, Kirchengemeinden und Schulen zählt. Seit Juni 2019 ist eine hauptamtliche Gedenkstättenleitung an der KZ-Gedenkstätte tätig. Gegenwärtig wird eine neue Dauerausstellung konzipiert, die Anfang 2024 eröffnet werden soll.

Öffnungszeiten:

Das Außengelände der Gedenkstätte ist jederzeit öffentlich zugänglich (bitte beachten Sie, dass es keinen Winterdienst zum Freiräumen von Eis und Schnee gibt).

Das Dokumentenhaus ist wie folgt geöffnet:

Im Winterhalbjahr (01.11. - 28.02.)

Dienstag - Samstag: 10 - 16 Uhr
Montag, Sonn- und Feiertag: geschlossen

Im Sommerhalbjahr (01.03. - 31.10.)

Dienstag - Samstag: 10 - 18 Uhr
Sonntag: 11 - 17 Uhr
Montag: geschlossen

sowie an nachfolgenden Feiertagen: 11 - 17 Uhr: Karfreitag, Ostersonntag und Ostermontag, 1. Mai, Christi Himmelfahrt, Pfingstsonntag und Pfingstmontag, 3. Oktober

 

Kontakt

KZ-Gedenkstätte Kaltenkirchen in Springhirsch e. V.
Ortsteil Springhirsch, an der B4
24568 Nützen
Tel.: +49 (0) 4191 / 72 34 28
E-Mail: anfrage@kz-kaltenkirchen.de
Homepage: https://www.kz-kaltenkirchen.de/