Argentinien, Spanien, Deutschland: Wie gehen Familienangehörige mit der Last der Täterschaft um? Der eigene Vater oder Großvater ein Folterer, ein Mörder im Dienste einer Diktatur? Das ist eine schockierende Erkenntnis. Familienangehörige sprechen darüber häufig nicht, schon gar nicht öffentlich. Ein Gespräch mit dreien, die sich anders entschieden haben. 2017 gründeten Nachkomm*innen von Täter*innen der argentinischen Militärdiktatur (1976-1983) in Buenos Aires die Gruppe Historias Desobedientes („Ungehorsame Geschichten“).
Eine von ihnen ist Liliana Furió (Buenos Aires): Mitglied der „Asamblea Desobediente“, Mitbegründerin des Kollektivs „Historias Desobedientes“, Menschenrechtsaktivistin und Dokumentarfilmerin. Sie und ihre Mitstreiter*innen brechen in ihren Familien und öffentlich das Schweigen über die Verbrechen ihrer Verwandten. Sie solidarisieren sich mit den Opfern, klagen an und riskieren Konflikte zu Hause wie in der Gesellschaft. Loreto Urraca bricht in Spanien mit dem „Pakt des Vergessens“, einem politisch-gesellschaftlichen Kompromiss nach dem Ende des Franquismus in den 1970ern, über die Verbrechen der Diktatur zu schweigen. Sie bezieht öffentlich Stellung gegen ihren Großvater, einen ehemaligen franquistischen Polizeioffizier, der im besetzten Frankreich Jagd auf spanische Exilant*innen machte. Weil Loreto Urraca in Spanien mit ihrem mutigen Bekenntnis allein blieb, schloss sie sich den argentinischen Desobedientes an. Johannes Spohr forschte und schrieb über seinen Großvater, Offizier im Oberkommando des Heeres, der über die Verbrechen der Wehrmacht in der deutsch besetzten Ukraine 1941 bis 1943 im Bilde war und bis zu seinem Tode nicht bereit war, Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen. Moderation: Dr. Alexandre Froidevaux, KZ-Gedenkstätte Neuengamme
Kooperation mit der Rosa Luxemburg Stiftung Hamburg. Gefördert von der Landeszentrale für politische Bildung.
Zweisprachig deutsch-spanisch mit Übersetzung