Im März 1945 wurde das KZ Neuengamme zum Sammelpunkt für alle in Deutschland inhaftierten dänischen und norwegischen Gefangenen. Das war ein Zugeständnis des „Reichsführers SS“ Heinrich Himmler an den Vizepräsidenten des Schwedischen Roten Kreuzes, Graf Folke Bernadotte. Über 4000 Häftlinge wurden am 20. April 1945 mit den so genannten „Weißen Bussen“ nach Schweden in die Freiheit transportiert.
Zur selben Zeit begann die Räumung des Hauptlagers. Die Häftlinge wurden auf so genannte Todesmärsche geschickt: Tausende von Häftlingen kamen zu Fuß oder in Güterwaggons unter unmenschlichen Bedingungen in „Auffanglager“ wie Wöbbelin (5.000 Häftlinge), Sandbostel (9.000 Häftlinge) oder Bergen-Belsen (8.000 Häftlinge aus dem KZ Neuengamme). Diese drei Zielorte wurden zu Sterbelagern. Dort wurden die Häftlinge ohne Nahrung, ohne medizinische Versorgung und unter katastrophalen hygienischen Bedingungen sich selbst überlassen. In Neuengamme ließ die SS die Spuren der Verbrechen verwischen.
Als keine Ausweichlager mehr zur Verfügung standen, beschlagnahmte der NSDAP-Gauleiter von Hamburg, Karl Kaufmann, drei Schiffe, darunter die „Cap Arcona“. Die Schiffe wurden in Lübeck mit über 9.000 Häftlingen beladen. Zusammengedrängt in den Laderäumen starben viele Menschen an Hunger, Durst und Krankheiten. Bei einem britischen Luftangriff am 3. Mai 1945, der Absetzbewegungen deutscher Truppenteile über die Ostsee verhindern sollte, gerieten die Schiffe Cap Arcona und Thielbek in Brand. 6.600 Häftlinge verbrannten, ertranken oder wurden beim Versuch, sich zu retten, erschossen. Es überlebten nur etwa 450 Menschen.
„Und dann kamen die Leute. Dass es KZs in Deutschland gab, wussten wir, ich möchte sagen, das wussten fast alle. Wir wussten auch, dass es keine Erholungsheime waren. Aber wie die Leute aussahen, das wussten wir nicht, das war für uns schockierend. […] Es gab Menschen, die nur aus Knochen und Haut bestanden.“
Walter Felgner, 2. Offizier der „Thielbek“. (Interview 21.1.1983, ANg)