19.10.2016 Projekt

Forschungsprojekt „Rassismen in Kolonialismus und Nationalsozialismus“

Die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (EVZ) fördert das Gemeinschaftsprojekt „Rassismen in Kolonialismus und Nationalsozialismus" der Universität Hamburg, der Universität Augsburg und der KZ-Gedenkstätte Neuengamme.

Mit zunächst 150.000 € fördert die EVZ das Projekt „Rassismen in Kolonialismus und Nationalsozialismus. Formen - Funktionen - Folgen“, das pädagogisches Material für Lehrkräfte und MultiplikatorInnen in der außerschulischen Bildungsarbeit entwickelt, damit sie Formen, Funktionen und Folgen von Rassismen im Kolonialismus sowie im Nationalsozialismus vermitteln können.

Unter der Leitung von Prof. Dr. Jürgen Zimmerer (Globalgeschichte UHH und Leiter der Forschungsstelle „Hamburgs (post-)koloniales Erbe/Hamburg und die frühe Globalisierung“), Prof. Dr. Susanne Popp (Didaktik der Geschichte, UAU) und Dr. Oliver von Wrochem (KZ-Gedenkstätte Neuengamme) entwickelt das Projekt einen innovativen verflechtungsgeschichtlichen Zugang, um Beziehungen, strukturelle Ähnlichkeiten sowie Transferprozesse zwischen dem europäischen Kolonialismus und dem Nationalsozialismus und deren Folgen bis in die Gegenwart auszuleuchten.

Projektleiter Prof. Dr. Jürgen Zimmerer: „Gerade in Zeiten eines anwachsenden Rassismus brauchen wir die komplexe verflechtungsgeschichtliche Analyse seiner Geschichte. Das einzigartige Projekt produziert didaktisches Material zu Ideologie und Praxis rassistischen Handelns in Kolonialismus und Nationalsozialismus, die in der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit bisher kaum Beachtung gefunden haben. Mit diesem innovativen Ansatz trägt es zu einer zeitgemäßen historisch-politischen Bildung in der Migrationsgesellschaft bei.“

„Die Stiftung ‚Erinnerung, Verantwortung und Zukunft‘ sieht in der Global- und Verflechtungsgeschichte eine wichtige Chance für die historisch-politische Bildungsarbeit zum Nationalsozialismus und die Weiterentwicklung der Erinnerungskulturen in Deutschland. Aber auch die Aufarbeitung des Kolonialismus und der historische Kontext mit dem Nationalsozialismus ist uns ein wichtiges Anliegen. Das entstehende Online-Material entspricht diesem Anliegen. Es leistet einen wichtigen Beitrag für die rassismuskritische Bildungsarbeit in unserer heterogenen Gesellschaft und schafft neue Perspektiven zur Aufarbeitung der deutschen Geschichte im globalen Kontext.“ Günter Saathoff, Vorstand der Stiftung EVZ.

Ein weiteres Teilprojekt behandelt anhand von Biografien die Situation von People of Color im nationalsozialistischen Herrschaftsbereich. Es ist an der KZ-Gedenkstätte Neuengamme angesiedelt und wird von Dr. Susann Lewerenz erarbeitet. Vorgestellt werden Schicksale von Menschen aus ehemaligen deutschen Kolonien sowie deren Nachkommen. Auch Menschen aus den Kolonien der Alliierten, die im Zuge des Zweiten Weltkrieges in deutsche Gefangenschaft gerieten, werden porträtiert. Anschauliche Quellen verdeutlichen, dass zwischen „rassenpolitischen“, kolonialen und außenpolitischen Interessen des NS-Regimes Gemeinsamkeiten, bisweilen aber auch Widersprüche herrschten, die sich im Umgang mit diesen Personengruppen niederschlugen.

In beiden Teilprojekten werden Fragen nach Kontinuitäten über 1945 hinaus aufgeworfen, die Erinnerung an den Kolonialismus und den Nationalsozialismus in Deutschland in ein Verhältnis zueinander gesetzt und die Frage gestellt, wie Kolonialismus und Nationalsozialismus in gegenwärtigen Formen von Rassismus nachwirken.

Philipp Bernhard, M.A., wird an der Universität Augsburg die Konzeption und Entwicklung des Materialangebots aus geschichtsdidaktischer Perspektive begleiten und die für die Geschichtsvermittlung wesentliche Brücke zwischen verschiedenen Erinnerungskollektiven schlagen. Zu seinen Aufgaben gehört des Weiteren auch die Erprobung der Anwendbarkeit der entwickelten Materialien in Schulklassen und außerschulischen Bildungseinrichtungen

Im Sommer 2017 wird das Material der Öffentlichkeit vorgestellt. Es soll als online abrufbares Angebot in Form einzelner thematischer Module erscheinen.

Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an:

Universität Hamburg
Historisches Seminar
Von-Melle-Park 6
20146 Hamburg
Tel: +49 (0) 40 42838-4841 (Sekretariat)
Email: juergen.zimmerer@uni-hamburg.de

Weitere Informationen finden sich auf der Website des Projekts, sowie in dem Blogeintrag zu diesem und einem weiteren Forschungsprojekt des Studienzentrums.