Lüneburg (Massaker am 11. April 1945)

Kurz vor Kriegsende räumte die SS die Konzentrationslager vor den anrückenden alliierten Truppen. Am 3. April 1945 verließ ein Eisenbahntransport mit etwa 390 Häftlingen das Außenlager Wilhelmshaven des KZ Neuengamme. Die Männer waren unterernährt, krank und zu schwach zum Gehen. Transportführer war SS-Sturmmann Gustav Jepsen, die Bewachung übernahmen 17 ältere Marinesoldaten unter Obermaat Rudolf Engelmann.

Am 7. April machte der Zug auf dem Lüneburger Güterbahnhof Halt. 72 Häftlinge waren unterwegs bereits gestorben. Gegen 15 Uhr griffen amerikanische Bomber den Bahnhof an; dabei wurde auch der Häftlingszug getroffen. Fast 100 Häftlinge wurden durch den Angriff getötet oder von den Wachen erschossen, als sie versuchten, aus den getroffenen Waggons zu fliehen. Die Bewacher trieben die geschwächten und vielfach verwundeten Überlebenden neben den Gleisen auf offenem Feld zusammen.

Der Kommandanturstab im KZ Neuengamme veranlasste den Abtransport von etwa 150 Häftlingen per LKW nach Bergen Belsen. Zurück blieben etwa 80 nicht transportfähige, hilflose Häftlinge, die am 11. April 1945 vor Ort erschossen wurden. Mindestens sechs Häftlinge tötete SS-Sturmmann Jepsen selbst, Kriegsmarineangehörige gaben die weiteren tödlichen Schüsse auf Jepsens Anweisung ab.

Zeitraum

7. April 1945 bis 11. April 1945

Anzahl der Häftlinge

400

Art der Arbeit

Auftraggeber

Ort

Wegbeschreibung

Wegbeschreibung: Der Forst, in dessen nördlichem Teil der Friedhof liegt, heißt „Tiergarten“, die Ausschilderung beginnt in der Elsterallee im Stadtteil Wilschenbruch, 21337 Lüneburg.

Gedenkstätte

Für die insgesamt mehr als 240 Todesopfer hatten Stadtverwaltung und Polizei von sowjetischen Zwangsarbeitern ein Massengrab in nahe gelegenen Wald (Tiergarten) ausheben lassen. Die Briten liegen die Gräber im September 1945 wieder öffnen und veranlassten die würdevolle Bestattung in Einzelgräbern am heutigen Ort.

Die Stadt Lüneburg ebnete 1954 die Einzelgräber ein, es folgten gärtnerische Umgestaltungen. Das öffentliche Gedenken blieb politisch strittig. 1991 begann Schulpastor Zabel mit Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums Oedeme mit Nachforschungen. Die angestoßene Debatte wurde von verschiedenen anderen Initiativen aufgegriffen, was schließlich ab 2019 zu einer Neugestaltung des Gedenkortes führte.

Die Geschichtswerkstatt Lüneburg plant die Eröffnung einer kleinen ständigen Ausstellung in einem historischen Güterwaggon.

Kontakt

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